Warum wir wieder glauben wollen
Taschenbuch

In seinem neuen Buch beschreibt Stephan Kulle viele Erlebnisse, die auf eine neue Zeit der religiösen und spirituellen Neubesinnung hindeuten. Er schildert seine Begegnungen mit Menschen, die glauben wollen, aber nicht wissen wie. Er erzählt von den Zweifeln an Gottes Allmacht und er schreibt über Menschen, denen er half auf der Suche nach Halt und Glauben. Kulle hat ein beeindruckendes und bewegendes Zeitzeugnis geschrieben - und ein Buch, das vielen Menschen Hoffnung und Antwort geben wird.



Fischer Taschenbücher, Frankfurt a.M., 2008, ISBN-10: 3596172349 ISBN-13: 978-3596172344


LESEPROBE:
Aus der Amazon.de-Redaktion Der Titel Warum wir wieder glauben wollen verspricht Antwort auf eine Frage, die sich dem, der wirklich fest im Glauben steht, so vielleicht gar nicht stellt. Er glaubt, weil er der geoffenbarten Wahrheit seiner Religion gewiss ist. Die Zahl der Menschen freilich, die sich ihrer selbst und ihrer Religion derart sicher zu sein vermögen, ist in den zurückliegenden Jahrzehnten beständig kleiner geworden. Verunsichert durch die Welt, die ihn umgibt, scheint dem Menschen auch das Fundament des Glaubens brüchig. Mehr noch als für den Glauben selbst gilt die weitverbreitete Skepsis freilich, wie der Theologe und Journalist Stephan Kulle in Erinnerung ruft, der Institution Kirche. Der Autor knüpft an der Erfahrung an, dass kaum jemand, der sich den überkommenen kirchlichen Riten und Lehren entfremdet von den Kirchen und dem von ihnen verwalteten Glauben abwendet, nicht irgendwann doch eine Leerstelle in seinem Leben empfindet, die ihn nach neuen (oder alten) Formen der Religiosität suchen lässt – nach Rückbindung also und der Rückversicherung, dass das eigene Sein nicht sinnlos ist, dass es etwas gibt, das über das Hier und Jetzt hinausweist und dem Leben recht eigentlich besehen erst seinen wahren Sinn und in schwierigen Lagen Halt und Ziel gibt. Weshalb und in welchen Situationen sich Menschen ganz konkret in ihrem Alltag die Frage nach dem Sinn und dem Ziel ihrer Existenz stellt und sie die Suche nach Antworten zum Glauben (zurück-)finden lässt, ist Gegenstand dieses sehr persönlichen Buches, das sich an manchen Stellen wie eine moderne Predigt liest. Wen das nicht stört, dem wird anhand der aus Kulles Leben gegriffenen Beispiele einsichtig gemacht, weshalb Religion und Glaube zu den anthropologischen Grundkonstanten gehört und sich daran auch in Zukunft kaum etwas ändern wird. --Freia Danz Leseprobe: Interview mit Stephan Kulle zum Thema Glauben \"Benedetto, Benedetto\", jubelten hundertausende Jugendliche auf dem Weltjugendtag dem Papst zu. Warum kann man als junger Mensch inzwischen wieder zu seinem Glauben stehen? MITTLERWEILE kann man wieder offen sagen, dass man Christ ist. Es gehört wieder weniger Zivilcourage dazu, als noch vor ein paar Jahren. Es wird ja auch plötzlich in der Öffentlichkeit darüber geredet, dass jemand in die Kirche eingetreten ist, sich hat taufen lassen. Noch vor 5 Jahren war man modern, wenn man den Kirchenaustritt verkündet hat. Mit den Ereignissen des letzten Jahres in Rom und in Köln ist junges Christsein wieder auf der öffentlichen Bildfläche angekommen. Das Bild, was wir erlebt haben, war ein gutes, modernes und fröhliches. Was suchen junge Menschen heutzutage im Glauben? SIE suchen Halt, Geborgenheit, Liebe, Lebenssinn, alles Dinge, die in der Alltagswelt unsicher geworden sind. Zukunftsentwürfe sind allenthalben in Frage gestellt. Was gilt dann noch, wenn nicht mehr sicher ist? Also schauen sich die Menschen um und suchen auch bewährte Hände, die sich nicht als leere Versprechen herausstellen. Also auch den Glauben. Kann das die Kirche leisten/Was muss die Kirche tun? DIE Kirchen sollten weiterhin schauen, auf welchen Plätzen ihre ureigenen Fähigkeiten von anderen spirituellen und esotherischen Angeboten abgejagt werden. Der Run auf diese Beschäftigungsfelder zeigt eine Sehnsucht und einen Hunger danach. Wie wird es unsere Gesellschaft verändern, dass wieder mehr junge Menschen glauben? SIE wird sich in ähnlicher Weise verändern, wie sich unsere Epoche ohnehin schon verändert hat. Die 68-er-Bewegung scheint sich selbst so gewandelt zu haben, dass ihre Kinder nicht mehr viel damit anfangen können. Anti-Gott und Anti-Kirche sind auch der liberalen Lebenssicht zum Opfer gefallen. Ich kann keine Prognose wagen, aber ich bin selbst gespannt. Die Phase der wachsenden Entkirchlichung könnte vielleicht wieder eine positive Entwicklung verzeichnen. Der Glaube in der jüdisch-christlichen Tradition ist jedenfalls nicht tot. Er lebt. Es scheint eher mit dem Atheismus bergab zu gehen. Als Journalist bereisen Sie große Teile der Welt. Wie sehen Sie die Entwicklung in Deutschland/Europa im Vergleich mit anderen Ländern/Kontinenten? WIR haben in Deutschland ein Problem. Wir leben mit einem „Versorgungschristentum“, dass so wie Bezahlfernsehen genutzt wird. Das macht unfrei. Außerdem sind wir typisch deutsch und hängen uns an Problemen mit der Kirche auf, statt uns auf unseren Glauben zu konzentrieren und ihn in unseren Alltag zu leben, auch wenn das manchmal belächelt wird. Es wird eher über das Zölibat diskutiert, als über die Sehnsüchte der Menschen. Das können wir von den anderen Völkern lernen. Christen sind eigentlich die Oberglobalisierer, denn sie sind die größte weltweite Familie. Wir dürfen nur nicht so arrogant sein und uns als der Nabel der Weltkirche begreifen. Das sind wir bei weitem nicht. Im Gegenteil: wir können von der Einfachheit und Unbeschwertheit der Christen in anderen Nationen lernen. Und vor allem sollten wir uns mal deren wahre Probleme ansehen. Wenn wir die nachvollziehen, können wir hier auch gern über Zölibat und Co. reden. Sie wurden bei einem Autounfall schwerst verletzt und sind querschnittsgelähmt. Trotzdem können Sie heute wieder laufen. Hat das Ihren Glauben zu Gott verändert? DAS hat meinen Glauben nicht verändert. Etwas ganz Anderes ist damals passiert. Ich habe erleben können, wie mir mein eigener Glaube ein sehr wichtiges und angenehmes Grundgefühl des Lebens schenkte. Und ich habe den Glauben der anderen um mich herum erleben können, als sie für mich in Scharen gebetet haben. Viele sagen, es sei ein Wunder, dass ich wieder gehen kann. Es ist sicher nicht ein Wunder, wie es in der Bibel steht, aber es ist ein Wunder, dass alle Faktoren zu gut zusammen gepasst und gewirkt haben, dass ich mich wieder so gut bewegen kann. Sie verfügen über exzellente Kontakte in den Vatikan und trafen den verstorbenen JP2 mehrfach persönlich. Wie ist Ihr Verhältnis zum neuen Papst? ALS es um die Wahl des neuen Papstes ging, war ich einer der wenigen Journalisten, die eine ganz klare Prognose auf Joseph Ratzinger hin abgegeben haben. Das heißt, ich musste natürlich auch wissen, welche Qualitäten dieser Mann hat. Also brauchte ich dafür auch Wissen und persönliche Begegnungen. Und wenn wir grad dabei sind: Ich bin über meine Prognose hinaus positiv überrascht, wie Benedikt XVI. sein Pontifikat im ersten Jahr gestaltet hat und wie progressiv er sich äußert. Ich nenne nur die Betonung des Amtes des Bischofs von Rom, der Verzicht auf die Tiara, das Treffen mit Hans Küng und den Verzicht auf den Titel „Patriarch des Abendlandes“. Ich denke, eine Enzyklika zum Thema Gottesliebe hatten die allerwenigsten von ihm erwartet. Sie sind in einer katholischen Enklave in der DDR aufgewachsen. Dort herrschte einer großer Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft. Fiel es Ihnen damals leichter zu glauben? ES war nicht leichter, es war anders. Das Eichsfeld wurde früher immer das „katholische Mistbeet“ der DDR genannt, weil es dort so viele Katholiken gab, massenweise Berufungen zum Priester- und zum Ordensberuf und weil dort die Alltagswelt ein bisschen anders tickte, als in der DDR üblich. Sagen wir, es war sehr familiär und gemütlich. Und in dieser Atmsphäre bin ich aufgewachsen. Glauben und Kirche gehörte zum Alltag, wie die Luft zum Atmen. Später dann, im Studium musste ich erkennen, dass Kirche nicht immer ganz so gemütlich war, wie in meiner beschaulichen Heimat. Ich musste erst einmal lernen, dass mein persönlicher Glaube an Gott nicht von teilweise negativen Erfahrungen mit manchen Menschen in der Kirche abhängen kann. Und im zweiten Schritt konnte ich beides wieder miteinander verbinden. Ich weiß, dass viele ihre Schwierigkeiten mit der Kirche haben, aber dennoch glauben. Also rate ich, die Dinge von einander zu trennen, um dann wiederum das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gemeinschaft der Christen genießen zu können.